Wünsch Dir was

Brotbacken ist Teamarbeit. Bei der Mannschaft vom Backhaus an der Espequelle sitzt jeder Handgriff. Und auch die Gäste packen tatkräftig mit an.

„Knatz backen“ nicht erstrebenswert

Bad Berleburg „Wünsch Dir was“: Ort des traumhaften Geschehens ist diesmal das Backhaus an der Espequelle. Und für alle Gewinner gibt’s natürlich fachkundige Anleitung.

. „Knatz backen“ – genau das soll auf jeden Fall nicht das Ziel unserer „Wünsch-Dir-was“-Adventsaktion sein. Für alles andere sind die rührigen Mitglieder des Verkehrs- und Heimatvereins Bad Berleburg und vor allem die sieben Gewinner absolut offen.

Der Ort der Wünsche ist dieses Mal das Backhaus an der Espequelle, in dem unsere Leser unter fachkundiger Anleitung handgemachtes Brot im Steinofen backen werden. Stefan Strietzel und sein neunjähriger Sohn Sandro sind schon echte Backhaus-Kenner. Sie backen selber regelmäßig in Birkefehl und wollen dem Heimatverein jetzt mal über die Schulter gucken. Denn jeder Steinofen ist anders.

Info: Selber backen – bis in die 50er Jahre noch üblich

Bei Rosemarie Dickel aus Wingeshausen, Rosemarie Miss aus Arfeld und Edith Haßler aus Weidenhausen haben die Männer oder die Schwiegersöhne den Ausschlag gegeben, sich für die Wunsch-Aktion zu bewerben.

Kindheitserinnerungen kommen bei Heinrich Nölling aus Bad Berleburg hoch: „Ich kann mich noch gut an das Selber-Backen früher entsinnen, bis es dann in den 50er Jahren überall Brot zu kaufen gab.“ Darum ist er gespannt auf den Nachmittag.

Alexandra Jung aus Erndtebrück hat sogar einen eigenen zuhause, bisher hat es aber eher „Knatz“ beim Backen gegeben – so heißt es in Wittgenstein kurz und knapp, wenn das Brot einfach nichts wird. Deshalb hofft auch sie heute auf die richtigen Expertentipps.

Kurz vor dem gemeinsamen Start steigen leichte Rauchwölkchen aus dem Backhaus an der Espe. Die wohlige Wärme darin verrät, dass die Arbeit aber nicht erst jetzt losgeht: Der Steinofen wurde bereits am Tag vorher mit Buchenholz angestocht, auch der Sauerteig gärt schon seit 18 Stunden abgedeckt vor sich hin. „Selber Brotbacken heißt Rennen und Ruhen“, erklärt Bäckermeister Achim Harth. Und als erstes ist Rennen angesagt! Alle kneten aus Leibeskräften am langen Tisch nebeneinander die Teigklumpen durch, die Harth mit geübtem Griff in der richtigen Größe abteilt, und legen sie dann in bemehlte Weidenkörbchen.

Auf die Temperatur kommt es an

Heiner Trapp, Günther Quintes, Georg Bald und einige weitere Helferinnen vom Heimatverein stellen sie wieselflink in Regale, wo die Rohlinge noch eine knappe Stunde gehen müssen. Also wieder ruhen, dabei gemütlich Kaffee trinken, fachsimpeln und sich näher kennenlernen.

Die Männer kontrollieren inzwischen den Brennraum. Hat er die richtige Temperatur, können die Züge geschlossen werden? Die Glut wird noch für eine Weile auf dem 2,80 mal 2,15 Meter großen Ofenboden verteilt, bevor sie mit spektakulärem Funkenflug in eine große Zinkwanne vor dem Ofen gezogen wird. Heiner Trapp wischt den Brennraum mit einem nassen Kartoffelsack an einer langen Holzstange aus, es zischt und qualmt. Der Ofen hat jetzt mit gut 320 Grad Celsius genau die richtige Temperatur, der Teig die optimale Konsistenz. Somit heißt es wieder rennen: Wie am Fließband werden die Brotlaibe angereicht, aus ihren Körbchen auf den Schieber gestürzt und im Sekundentakt ganz tief in den Ofen geschoben. Jeder Handgriff sitzt, die Leser-Gäste schauen gebannt zu.

Restwärme für Hefezöpfe nutzen

Nach nur wenigen Minuten sind sage und schreibe 55 Brote ordentlich nebeneinander im tiefen Backraum drapiert, und die Ofentür wird zugeklappt. Die nächste Ruhephase? Nein! Denn jetzt heißt es, einen süßen Hefeteig zu Zöpfen zu verarbeiten. Den geübten Hausfrauen unter den Gewinnern sieht man sofort an, dass sie nicht ihren ersten Hefeteig kneten. Trotzdem zeigt sich Achim Harths jahrzehntelange Bäcker-Erfahrung: Er demons­triert, wie man perfekte Hefezöpfe flechtet, die später in der Restwärme gebacken werden sollen. Langsam wird es spannend, eine Stunde sind die Brote jetzt im Ofen. Ein kurzer Test: Das Brot klingt beim Klopfen hohl, die Kruste ist perfekt. Das bedeutet rennen: Wie im Akkord holen die erfahrenen Bäcker vom Heimatverein die Brote aus der Hitze, damit nicht auf den letzten Drücker doch noch eins zum „Brandenburger“ verbrennt.

Und dann wird es still im Backhaus. Alle fleißigen Bäcker kauen andächtig und sind sich einig: So ein warmes, frisches Brot aus dem Ofen schmeckt doppelt so gut, wenn man weiß, wieviel Arbeit darin steckt. Erst recht, wenn es kein Knatz geworden ist!

Rita Maurer