Westfalenpost 08.05.2017

Na, denn Prost: Heimatfreund Heiner Trapp, Landrat Andreas Müller, Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann, Bad Laasphes Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann als treffsicherer Schirmherr und Thomas Knebel von der Krombacher Brauerei (von links) nach dem gelungenen Fassbier-Anstich. Foto: Heiner Lenze
Gelebtes Handwerk beim Wollmarkt in Bad Berleburg
Heiner Lenze
Bad Berleburg. Das muss einfach Glück bringen: Schirmherr Dr. Torsten Spillmann ist treffsicher beim Fassbier-Anstich. Und die Besucher-Resonanz? Hervorragend!
Beim mittlerweile 29. Bad Berleburger Wollmarkt passte wieder alles, auch das Wetter – zumindest bis etwa 16 Uhr. „Hier wird Handwerk gelebt“, gab Sarah Harth von der BLB-Tourismus GmbH die Marschrichtung bereits zur Eröffnung vor.
Landrat Andreas Müller zu Gast
Die Moderatorin konnte nicht nur Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann auf der Bühne willkommen heißen, sondern auch Landrat Andreas Müller, der natürlich auf die Feierlichkeiten rund um die Jubiläen der Altkreise Wittgenstein und Siegen einging: „Elf Städte und Gemeinden stehen bei uns im Mittelpunkt.“
Souverän, nicht nur beim Fassbier-Anstich, präsentierte sich Bad Laasphes Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann, dem die Schirmherrschaft übertragen wurde. „Der Wollmarkt lässt uns in die Tradition zurückblicken“, so der Verwaltungschef. Zugleich müsse das „Gestalten des Wandels“ ein wichtiger Zukunftsaspekt sein.
Wie üblich reiste der Schirmherr nicht mit leeren Händen an die Odeborn. So erfreute die Trachtengruppe aus dem hessischen Breidenbach mit ihren Tanz-Darbietungen das Publikum. Das kam sehr gut an, genauso wie die Stimmungsmusik der „Jungen Wittgensteiner“.
Heidi Dickel kommt mit dem Schäferwagen
Aber nicht nur der Marktplatz mit seinem Freigehege und den vielfältigen Angeboten rund um Schafe und Wolle war sehr gut besucht, auf der Poststraße konnte womöglich ein neuer Aussteller-Rekord gefeiert werden. Sarah Harth hat auf der „Begegnungsmeile“ rund 70 Händler gezählt. Das spricht für das Konzept und auch für die Veranstaltergemeinschaft.
Das ist neben BLB-Tourismus auch der Verkehrs- und Heimatverein um den 1. Vorsitzenden Heiner Trapp sowie der Jugendförderverein. Auch Gewerbetreibende wie die Familie Grobbel vom Landhaus Wittgenstein hat sich eingebracht. In der „Regionalen Ecke“ hatten die Vollblut-Gastronomen Kuchen-Variationen und hausgemachte Suppen offeriert. Zudem konnte der Schäferwagen von Heidi Dickel bestaunt werden.
Höhepunkt auf der Bühne: der Auftritt der Mädchen und Jungen vom AWo-Familienzentrum Laubfrosch. Beim „Schäfchenlieds“ haben nicht nur Mamas und Papas ihr Smartphones gezückt. Auch Oliver Junker-Matthes avancierte erneut zum beliebten Fotomotiv – beim Scheren der Schafe.
Gelungener Start in die Freiluftsaison
Wer weiß schon, dass Schafe so gezüchtet sind, dass sie ihr Winterfell während der kalten Monate nicht verlieren und erst im Frühling geschoren werden? „Das muss einmal im Jahr sein“, erklärt Oliver Junker-Matthes. Dann ging es einem braunen Bergschaf an die Wolle. Diese Rasse ist sehr bekannt für eine sehr gute Filz-Eigenschaft.
Info Tatkräftige Unterstützung aus Düdinghausen
„Das Thema Wolle interessiert uns“, sagt Marianne Tommes von den Spinnefrauen aus Düdinghausen. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die Damen-Gruppe aus der Nähe von Medebach am Bad Berleburger Wollmarkt beteiligt.
„Der Kontakt nach Wittgenstein kam allerdings über einen Bekannten eher zufällig zustande“, so Annegret Eickhoff, die dann den Kontakt zu den Organisatoren herstellte. Ihr gefällt an der Veranstaltung ganz besonders das Ambiente. Das geht vielen so. Den Frauen ist es übrigens sehr wichtig, dass das Spinnhandwerk gepflegt und an kommende Generationen weitergegeben wird. Von April bis Ende Oktober treffen sie sich regelmäßig jeden Donnerstag im Kulturspeicher, auch „Dreggestobe“ genannt. In der atmosphärischen Umgebung der guten Stube wird Schafswolle gezupft, gesponnen, gehaspelt und auch gestrickt. Die „Dreggestobe“ des Verkehrs- und Heimatvereins Medebach-Düdinghausen bietet zudem Drechsel-Vorführungen, ebenfalls donnerstags. Und: Der Kulturspeicher kann besichtigt werden.
Eickhoff: Wir kommen gerne wieder
2018 wird es für die Frauen mit einiger Wahrscheinlichkeit zu einer Neuauflage auf dem Wollmarkt kommen. Annegret Eickhoff formulierte es im Gespräch mit unserer Zeitung folgendermaßen und humorvoll: „Wenn wir dürfen, dann kommen wird wieder.“
Mit der Besucher-Resonanz zeigten sich die Veranstalter mehr als zufrieden. Thomas Knebel von der Krombacher Brauerei hatte noch eine weiteren Grund für den Besucher-Ansturm auf Marktplatz und Poststraße ausgemacht. „Nach den wettertechnisch eher bescheidenen März und April sind die Leute jetzt froh, dass sie wieder raus können.“ Das haben erfreulich viele genutzt. Der Auftakt der Freiluftsaison ist dank der engagierten Veranstaltergemeinschaft mehr als gelungen.